Virus Holiday

Aus aktuellem Anlass sei hier einmal klargestellt, dass man sich normalerweise nicht aussuchen kann, welches Virus einen erwischt – aber manchmal eben doch. Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn das biestige Virus, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, verbreitet nach wie vor Leid und geht an die Substanz. Weil es nicht nur den menschlichen Organismus befällt, sondern das Nervensystem kompletter Gesellschaften.

Hier in der Society of Bikini sind wir es ja gewohnt, Liebe, Rücksichtnahme und Achtsamkeit walten zu lassen und mögen die Welt am liebsten, wenn sie schön bunt ist. Doch was müssen wir beobachten: Immer mehr Menschen denken nur noch in Schwarzweiß, verlernen Rücksichtnahme, machen Hass salonfähig und sich denken sich eine eigene Wahrheit aus, wenn ihnen die allgemeine Faktenlage nicht passt. Ob das Virus weiß, was es da gerade anrichtet?

Wir Hobbyvirologen vom Bikini haben aber gute Neuigkeiten: Es gibt da noch ein anderes Virus, das sich genauso schnell ausbreitet wie das alte Schweinevirus, jedoch das Gegenteil anrichtet. Es verengt nicht den Blick, sondern weitet ihn. Es führt nicht zu fieberhafter Lagerbildung, sondern zu Offenheit und Neugier. Es macht nicht krankhaft misstrauisch und wütend, sondern viel mehr entspannt und gelassen. Und spätestens bei "entspannt" und "gelassen" ahnt man: das hat doch was mit uns zu tun!

Hat es natürlich, denn das Virus ist das Reisevirus, und egal wie komisch der Zustand der Welt gerade sein mag: es ist immer im Einsatz. Vakzine sind nicht nötig, denn wer sich dieses Virus einfängt, öffnet sich für die Vielfalt der Welt, für andere Kulturen und für andere Menschen. Man muss es bloß wollen. Dann macht das Reisevirus Menschen zu besseren Versionen ihrer selbst.

In unserer kleinen Bikini-Petrischale hier in Port de Sóller lässt sich das jeden Tag aufs Herrlichste beobachten. In ihr tummeln sich die Reisevirusinfizierten wie eh und je, nur nicht ganz so viele, dafür mit mehr Abstand und mehr Maske als früher. Die Vibes aber sind gleichen wie immer: Respekt, Freundschaft und - ach, nennen wir es doch ganz profan gute Laune.

Warum wir das alles erzählen? Weil es wichtig ist, dass wir das nicht genannte böse Virus weiterhin gemeinsam bekämpfen. Weil es aber trotzdem genauso wichtig ist, sich vom Reisevirus infizieren lassen. Denn es hilft uns, Mensch zu bleiben. Und das ist das Beste, was uns Menschen gerade passieren kann.